"Damit kann ich nicht leben": Elfmeterpfiff wühlt Stefaniak auf

Ein umstrittener Elfmeter entschied ein umkämpftes Ost-Duell zwischen Energie Cottbus und Erzgebirge Aue. Selbst die siegreichen Lausitzer äußerten Verständnis für den Ärger bei den Veilchen. Besonders emotional wurde Übeltäter Marvin Stefaniak.
Die Szene, die die Gemüter erhitzte: Aues Marvin Stefaniak bringt Tolcay Cigerci an der Strafraumkante zu Fall und verursacht einen Elfmeter. IMAGO/Matthias Koch
"Ich brauche die Szene gar nicht sehen. Das ist kein Elfmeter für mich, das ist eine absolute Frechheit", echauffierte sich Marvin Stefaniak im Interview bei MagentaSport. Und als der 30-Jährige dann doch die Szene zu Augen bekam, fügte er ungläubig lachend hinzu: "Wenn ich die Szene jetzt sehe … also wirklich."
Stefaniak war sich sicher: Den Elfmeter, den er gegen Tolcay Cigerci verursacht hatte und der Aue die dritte Niederlage in Folge einbrachte, hatte es zu Unrecht gegeben. Der Flügelstürmer gab zwar zu, Cigerci außerhalb des Strafraums klar gehalten zu haben. "Aber dann gehe ich mit dem vollem Körper weg und mache meine Hände weg." Doch der Cottbuser geriet - wohl nach einem leichten zweiten Zupfer - im Strafraum ins Straucheln, Schiedsrichter Max Burda zeigte auf den Punkt. "In einem Derby als erfahrener Schiedsrichter sowas zu pfeifen - damit kann ich nicht leben", ärgerte sich Stefaniak.
Zuspruch von Wollitz und CigerciUnterstützung erhielt der Übeltäter überraschend vom Gefoulten selbst. Auch für Cigerci fand der Zweikampf hauptsächlich außerhalb des Strafraums statt, "er trifft mich noch leicht im Sechzehner", fügte der Cottbuser Matchwinner (Tor und Assist) hinzu. "Ich falle dann im Strafraum, es ist ein knappes Ding." Er sei sich nicht sicher, wie eine solche Situation zu bewerten sein, dennoch gab Cigerci zu: "Es ist glücklich, dass er ihn pfeift."
Das ist ein Derby. Wenn ich mir da nicht sicher bin, dann pfeife ich keinen Elfmeter!
Auch Energie-Trainer Claus Dieter Wollitz äußerte Verständnis für die Empörung bei den Veilchen, "ich würde mich genauso ärgern", meinte der 60-Jährige. Schließlich habe der Elfmeter ein bis dahin offenes Spiel, das für Wollitz "ein Unentschieden verdient" gehabt hätte, zugunsten der Cottbuser gekippt. Cigerci traf zum 2:1, Aue kam nicht mehr zurück.
"Du gerätst auf die Verliererstraße wegen eines Elfmeters, der beim besten Willen keiner war", erklärte Aue-Trainer Jens Härtel die Niederlage in einer Partie, in der seine Mannschaft eigentlich "das gespielt hat, was ich mir vorstelle". Das nutzte der 56-Jährige für einen Angriff auf den Unparteiischen Burda: "Er ist Bundesliga-Schiedsrichter (zwei Einsätze, Anm. d. Red.). Da erwarte ich, dass er in so einer Situation souveräner ist. Das ist ein Derby. Wenn ich mir da nicht sicher bin, dann pfeife ich keinen Elfmeter!"
Härtel rechnet nicht mit RauswurfWährend Härtel nach dem im Vergleich zu den Vorwochen verbesserten Auftritt seiner Mannschaft nach vorne blickte und trotz einer Bilanz von nur vier Punkten aus sechs Spielen nicht mit seinem Rauswurf rechnet ("Doch nicht nach so einem Spiel"), hatte ein anderer deutlich mehr an der Niederlage in Cottbus zu knabbern: Marvin Stefaniak.
"Die Jungs haben so ein geiles Spiel gemacht und ich verschulde dieses Drecksding und wir verlieren deswegen", haderte der Offensivspieler mit dem Elfmeter. Und fügte hörbar emotional an: "Das tut mir im Herzen weh für die ganze Mannschaft." Nach den negativen Erfahrungen in den letzten Wochen sei es schwer für ihn, gab Stefaniak zu: "Ich weiß nicht, was ich für eine Mission gerade von Gott bekommen habe. Aber ich werde sie meistern."
kicker